LOHNT SICH EINE DOLMETSCHKABINE BEI SCHIEDSVERHANDLUNGEN?

Wir hören die Frage immer häufiger: Ist es möglich, bei schiedsgerichtlichen Verfahren mit einer Dolmetschkabine zu arbeiten, um Zeit zu sparen? Schließlich dauert es mehr als doppelt so lange, wenn ein Zeuge vernommen wird, der konsekutiv gedolmetscht wird. Und Zeit ist bekanntlich Geld.

Allerdings hat die Erfahrung gezeigt, dass die Kosteneinsparung im Sinne eines beschleunigten Verfahrens häufig bestimmte negative Effekte mit sich bringt:

  • Oft vergessen Zeugen und vor allem Sachverständige, dass hinter ihnen ein Mensch in der Dolmetschkabine sitzt, der alles übersetzen muss, was sie so von sich geben – auch wenn das Gericht sie mehrfach darauf hinweist. Ab einer gewissen Geschwindigkeit ist jedoch keine hundertprozentige Übersetzung mehr möglich. Das führt dann häufig zu Problemen im Protokoll.
  • Das Gericht will oftmals auch die Gestik und Mimik eines Zeugen mitgeliefert bekommen. Bei einer Simultanübersetzung hat man immer einen bestimmten Time Lag, bis die Verdolmetschung auf dem Kopfhörer ankommt. Bei einer Konsekutivverdolmetschung kann sich die Richterbank den Zeugen dagegen erst in aller Ruhe „anschauen“ und bekommt dann den Inhalt der Aussage nachgeliefert.
  • Vor allem dann, wenn die Schiedsrichter Nachfragen haben, entsteht bei einer Simultanverdolmetschung oft eine ungute Dynamik, wenn Zeugen zum Beispiel nur mit dem Kopf schütteln oder nicken. All diese Probleme treten in der Regel bei einer Konsekutivverdolmetschung nicht auf.

Langer Rede kurzer Sinn: Wir haben in unserer beruflichen Praxis noch kein Schiedsverfahren erlebt, in dem die Verwendung einer Dolmetschkabine nachhaltige Vorteile mit sich gebracht hätte. Es liegt in der Natur der Sache, dass eine Konsekutivverdolmetschung länger dauert, aber der Aufwand lohnt sich.

Falls Sie in ihrer Praxis andere Erfahrung gemacht haben, freuen wir uns natürlich, wenn Sie uns das mitteilen.

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