AUSGEWANDERTE WÖRTER

Nicht nur Menschen wandern – Wörter tun es auch.

Was wird nicht gejammert über die zunehmende Überflutung des Deutschen mit Anglizismen – aber andererseits klingen SPA und Compliance einfach fachsprachlicher als Aktienkaufvertrag oder Einhaltung von geltenden Rechtsnormen, und man schließt lieber einen Deal mit dem Gericht, als sich auf einen Vergleich einzulassen oder eine Absprache zu treffen.

Aber wussten Sie, dass es auch eine Bewegung in die andere Richtung gibt und schon immer gab? Zum Beispiel hat die Abkürzung OK deutsche Wurzeln. Der Begriff stammt aus dem Buchdruck und bedeutet „ohne Korrektur“. Die beiden Buchstaben kamen über die USA wieder zurück in den deutschen Sprachraum.

Ein Beispiel aus der Neuzeit gefällig? Frankophile Fußballfans dürften wissen, dass mit „la Mannschaft“ in Frankreich die deutsche Nationalelf bezeichnet wird. Und nicht nur dort, auch in vielen arabischsprachigen Ländern ist „el mannschaft“ immer und nur die deutsche Fußball-Nationalmannschaft.

Und für die, die es kompliziert mögen, gibt es den Begriff „Hinterland“, der zwei mehr oder weniger gegensätzliche Bedeutungen angenommen hat: Während er im Italienischen die sehr dicht besiedelte Gegend um Mailand bezeichnet, meint man in Australien damit den doch eher dünn bevölkerten Teil im Osten des Landes, der weit weg vom Meer liegt.

Sie sehen also, dass es nicht immer ein 1 zu 1 gibt. Tatsächlich sind Bedeutungsverschiebungen beim Übergang eines Wortes von einer Sprache in eine andere sehr häufig. Das sollte man wissen, wenn man sich im Ausland aufhält. Wenn Sie eine kecke blonde Norwegerin gleich nach dem ersten Kennenlernen zum vorspiel am Samstagabend einlädt, dann ist damit gemeint, dass man gemeinsam vor dem Ausgehen schon einmal „vorglüht“, bevor man um die Häuser zieht. Und logischerweise ist das nachspiel dann das, was im Deutschen mit dem eher langweiligen Begriff Absacker bezeichnet wird.

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