Trend 5: Die indirekte Rede steht immer seltener im Konjunktiv:
Hand aufs Herz: Fällt Ihnen bei diesem Textstück etwas auf? „(…) der Vorsitzende der Gesellschaft mitgeteilt hat, dass er nicht plant, an der Versammlung teilzunehmen.“
Nein? Dann gehören Sie zu der Mehrheit der Menschen, die die alte Dudenregel, nach der in der indirekten Rede immer der Konjunktiv stehen muss, nicht mehr aktiv leben. Denn laut Duden müsste nicht die Form „plant“, sondern „plane“ verwendet werden: „(…) der Vorsitzende der Gesellschaft mitgeteilt hat, dass er nicht plane, an der Versammlung teilzunehmen.“ Diese Regel wurde aber in unserem Beispiel nicht befolgt. Der Satz stammt übrigens aus einer „echten“ deutschen Satzung jüngeren Datums, die wir unlängst übersetzt haben. Will heißen: Der Duden besteht auf der Einhaltung einer Regel, die nicht einmal mehr in wichtigen Unternehmensdokumenten eingehalten wird, die ja nicht einfach so ungeprüft veröffentlicht und notariell beurkundet werden.
Und ich wage die Prognose, dass ein junger Leser in 20 Jahren – wenn es dann diese Duden-Regel immer noch gibt und man sie befolgt – sich schlicht und ergreifend fragen wird: Was soll der Konjunktiv denn da? Will der Verfasser sich etwa von seiner Aussage distanzieren?