Jeder von uns hat wohl zumindest Teile des Gesprächs zwischen Donald Trump und Volodymyr Selenskyi gesehen. Der ukrainische Präsident hat sich nicht verdolmetschen lassen, obwohl er kein englischer Muttersprachler ist. Es bestand also von Anfang an keine Waffengleichheit. Wäre das Gespräch anders gelaufen, wenn Präsident Selenskyi einen Dolmetscher dabei gehabt hätte?
Vieles spricht dafür: Wer seine Aussagen dolmetschen lässt, obwohl er die Sprache seines Gegenübers beherrscht, hat gleich zwei Vorteile. Zum ersten hat er mehr Zeit, sich eine passende Antwort auf knifflige Fragen zurechtzulegen, und zum zweiten kann er sich ganz genau anschauen, wie sein Gesprächspartner reagiert, wenn die verdolmetschte Aussage bei ihm ankommt.
Denken Sie nur an die Frage „Why don’t you wear a suit?“, die den ukrainischen Präsidenten, der sonst ein brillanter und äußerst schlagfertiger Redner ist, offensichtlich kalt erwischt hatte. Wäre hier ein Dolmetscher dabei gewesen, hätte er nicht sofort reagieren müssen.
Aber auch bei Vertragsverhandlungen oder im Gerichtssaal gibt es durchaus Menschen, die andere gerne vorführen oder es darauf anlegen, dass ihr Gegenüber die Nerven verliert. Und nach allem, was mir während meiner Dolmetscherlaufbahn berichtet wurde, kann es enorm beruhigend und stressreduzierend sein, wenn man jemanden an der Seite hat, der als eine Art Blitzableiter auch mal die Spannung aus einer Situation nimmt…
Spricht denn auch etwas dagegen? Das erfahren Sie in Teil 2.